CTC - communities that care

buddY Programm
buddY Programm - Aufeinander achten. Füreinander da sein. Miteinander lernen.
Effektivität wahrscheinlich

Programminformationen

Ziel

Förderung von sozialen Kompetenzen (Kooperationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit und Perspektivenwechsel), emotionalen Kompetenzen (Selbstwirksamkeit, Selbstwertgefühl, Verantwortungsübernahme). Verbesserung des sozialen Schulklimas (Beziehungskultur, die von Wertschätzung und Achtsamkeit geprägt ist) und systematische Verankerung von Schulentwicklungsprozessen (positive Umgangs-, Lehr- und Lernkultur). 

Zielgruppe

Schülerinnen und Schüler aller Schulformen und Jahrgangsstufen und Schulkollegium (einer gesamten Schule).

Verhalten/Verhältnis
ausschließlich verhaltensbezogen
Ausschließlich verhaltensbezogene Programme setzen die Maßnahmen direkt am Individuum an, um gesundheitsbezogenes Verhalten zu beeinflussen. Dabei sollen für die Gesundheit riskante Verhaltensweisen (z.B. Rauchen, riskanter Alkoholkonsum) vermieden bzw. verändert werden sowie gesundheitsförderndes Verhalten unterstützt werden (z.B. gesunde Ernährung, Bewegung).
 
Methode

Unter dem Motto „Aufeinander achten. Füreinander da sein. Miteinander lernen" übernehmen ältere Schülerinnen und Schüler als Paten (sog. Buddys; „buddy“ = englisch für Kumpel) Verantwortung für jüngere Mitschülerinnen und -schüler. Sie werden geschult und engagieren sich für die Jüngeren, helfen anderen über Schul- und Altersgrenzen hinweg beim Lernen und beim Umgang mit digitalen Medien, sind Streitschlichtende oder Ansprechpersonen bei Problemen. Sie sollen sich als selbstwirksam erleben und in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden. 

Das Programm will insgesamt dazu beitragen, dass Schule nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung ist, sondern auch eine zentrale Einrichtung für die Stärkung sozialer wie emotionaler Kompetenzen sowie gelebter demokratischer Werte. Gesamtziel ist es, Schule als Ort zu gestalten, an dem Kinder und Jugendliche aus Lernerfahrungen Kompetenzen entwickeln. Das Programm verfolgt somit auch einen verhältnispräventiven Ansatz.

Durch die buddY-Praxisprojekte für Schülerinnen und Schüler, aber auch das veränderte Rollenverständnis der Lehrkräfte, sollen sich die Kinder und Jugendlichen als selbstwirksam erleben. Sie sollen erfahren, dass ihr eigenes Handeln positiv auf sie selbst und andere wirkt. Dadurch sollen sie in die Lage versetzt werden, selbständig Aufgaben zu bewältigen und Konflikte zu lösen, mit positiven Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl.

BuddY setzt mit Trainingstagen (6 Tage, verteilt über eineinhalb Jahre), aber auch mit Coachings, Beratung und Netzwerkarbeit überall dort in Schule an, wo Kinder und Jugendliche noch nicht die Möglichkeit bekommen, sich entsprechend ihrer Entwicklung (und / oder auch entsprechend der UN-Kinderrechtskonvention) einzubringen und ihre Interessen selbst zu vertreten. Im Sinne eines Multiplikatoren-Ansatzes qualifiziert EDUCATION Y Lehrkräfte, Schulleitungen und Sozialarbeitenden, um Veränderungen in Strukturen und Institutionen zu erreichen, von denen die Kinder und Jugendlichen als indirekte Zielgruppe langanhaltend profitieren. Im Zuge des Grundlagentrainings erwerben die Lehrkräfte die Fertigkeit, im pädagogischen Alltag als buddY-Coach (Lernbegleitenden) zu agieren und Lernsituation im Hinblick auf die vier buddY-Qualitätsleitziele: Peergroup-Education, Lebensweltorientierung, Partizipation und Selbstwirksamkeit zu gestalten. Die Lehrkräfte prüfen ihr Handeln darauf ab und beziehen die Schülerinnen und Schüler mit diesem Fokus stets in die Planung zur Weiterentwicklung der Schule fest ein.

Das sechstägige Training startet mit einem Auftakt-Workshop für Schulleitungen, pädagogische Lehrkräfte und Prozessmoderatorinnen und -moderatoren, angeleitet von einer/m buddY-Trainerin und -Trainer. Hier klären Schulleitung und Lehrkräfte, mit welcher Zielsetzung sie das buddY-Programm einführen wollen (Auftragsklärung), welche Rollen die Teilnehmenden haben, welchen Bedarf es an der Schule gibt (Bedarfsanalyse), wie sie die Schülerinnen und Schüler einbinden können (Audit) und wie sich die Haltung der Lehrkräfte verändern kann (Coachhaltung). Daran schließen sich vier Trainingstage an, die sich über ein Schuljahr verteilen. Das Ziel ist, die Lehrkräfte in die Didaktik und Methodik des buddY-Programms einzuweisen. Sie werden unterstützt bei der Entwicklung einer Beziehungskultur, die kindfokussiert ist. In diesem Verständnis begleiten und beraten sie die Schülerinnen und Schüler an ihren Schulen. Nach Abschluss der Trainingstage erfolgt nach etwa einem halben Jahr ein Bilanztag, der dazu dient, die Ziele des Auftakt-Workshops zu überprüfen, Feedback zu geben und die weiteren Schritte der Implementierung zu planen.

Begleitende zum Traininig fängt ein Audit für Schülerinnen und Schüler die (Ausgangs-)Situation der Kinder und Jugendlichen ein und klärt Wünsche, Ideen und Bedürfnisse in der bestehenden Schulkultur. Daraus sollen Projekte für den Schulalltag und Impulse für den Unterricht entstehen, bei denen die Lehrkräfte den Schülerinnen und Schülern begleitend und beratend zur Seite stehen.

 

Außerdem verfügbar: buddY Kompakt, buddY Professional

Kosten und Aufwand
mit (€) gekennzeichnete Posten erfordern finanzielle Leistungen an Externe

buddY-Training (€)

weitere Programminformationen

https://www.education-y.de/angebote/buddy-programm/

Niebank, K., Scheithauer, H. (2010). Entwicklung evidenzbasierter Grundlagen und Indikatoren für die Evaluation des Modellprojektes „buddY in der Grundschule“. Berlin: Freie Universität Berlin.

Faller, K., Kneip, W. (2007). Das Buddy-Prinzip: Soziales Lernen mit System. Düsseldorf: buddY e.V.

Ansprechperson

EDUCATION Y Bildung. Gemeinsam. Gestalten.
Am Wehrhahn 18, 40211 Düsseldorf
Tel.: 0211-3032910
E-Mail: info@education-y.de

https://www.education-y.de/about/

Evaluation

Preiser, S., Tozman, T. (2021). Evaluationsbericht zum Projekt „buddY an Grundschulen“. Online-Publikation. Berlin: Psychologische Hochschule Berlin.

Buhl, M., Kuper, H., Goldenbaum, A., Höhler, J., Lindner, D., Müller-Mathis, S. (2011). Bericht zur Evaluation des Buddy-Landesprogramms in Hessen. Materialien zur Bildungsforschung, Band 28. Frankfurt am Main: GFPF.

Goldenbaum, A., Kuper, H., Knop, A. (2008). Bericht zur Evaluation des Buddy-Projekts „Mach mit! Verantwortung lernen“ im Landesprogramm Niedersachsen, Berlin: Freie Universität Berlin.

Kommentar der Programm-Verantwortlichen

Programmbeschreibung, Angaben zur Evaluation sowie zu den Erfahrungen mit dem Programm aktualisiert am 22.06. und 12.07.2011. Umfassende Aktualisierung am 29.03.2019. Ergebnisse neue Evaluationsstudie am 25.11.2021 eingefügt.
 


Programmbewertung

Konzeptqualität

Kriterien sind erfüllt.

Umsetzungsqualität
Kriterien sind erfüllt.
Evaluationsmethode und –ergebnisse

Preiser & Tozman 2021:

Die Studie befragt an einem Messzeitpunkt Schulkinder, Lehrkräfte und Eltern aus insgesamt 11 Grundschulen. Die Schulen wurden eingeteilt in eine Interventionsgruppe (9 Schulen, die seit mehreren Jahren buddY praktizieren, N= 373) und eine Kontrollgruppe (2 Schulen, die erst kürzlich mit buddY gegonnen haben, N= 118). Die Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klassen wurden in einem selbst konstruierten Papier-Stift-Fragebogen zum gegenwärtigen schulischen Sozialklima, zur Selbstwirksamkeit und zur sozialen Verantwortungsübernahme befragt. Als Ergebnisse waren in den 3. Klassen (Interventionsgruppe (IG)= 44 Kinder, Kontrollgruppe (KG)= 41 Kinder) bei den Konflikt- und Streitschlichter-Kompetenzen, den Beziehungen in der Klassengemeinschaft und den Beziehungen zwischen Lehrkräften und Kindern signifikante Unterschiede zugunsten der Interventionsgruppe erhoben worden. In den 4. Klassen (IG= 329 Kinder, KG= 77 Kinder) wurde lediglich der Unterricht zugunsten der Interventionsgruppe signifikant positiv bewertet.
Die Lehrkräfte (IG= 17, KG= 6) wurden mittels eines Online-Fragebogens gefragt und die Eltern (IG= 160, KG= 85) mittels eines Papier-Stift-Fragebogens; beide selbst konstruiert. Sowohl die Eltern als auch die Lehrkräfte wurden in der Rückschau (retrospektiv) zu kindlichen Verhaltensänderungen über mehrjährige Zeiträume hinweg befragt. Die Lehrkräftebefragung ermittelte signifikante Unterschiede zugunsten der Interventionsgruppe in der Kommunikations-, Konflikt- und Streitschlichterkompetenz der Kinder, während die Elternbefragung diesbezüglich keine signifikanten Unterschiede ergab.
Kritisch ist anzumerken, dass die mehrjährigen, retrospektiven Befragungszeiträume sehr anfällig für Verzerrungen sind und daher die Aussagekraft dieser Erhebungen eingeschränkt ist.
Diese Evaluation ist als „Ziel-Erreichungsmessung (0 Sterne)“ einzustufen. Zwar wurden Kontrollgruppen bestimmt, jedoch wurde die Ausgangssituation der Studienteilnehmenden nicht systematisch erfasst, so dass die Wirkung nicht der Intervention zuzuordnen ist. Da lediglich eine Messung durchgeführt wurde, werden Entwicklungen von Interventions- und Kontrollgruppe nicht abgebildet (wie es z.B. bei einer „Vorher-Nachher-Messung mit Kontrollgruppe in der Praxis“ möglich wäre).
 

Buhl et al. 2011:

Die Evaluation des hessischen buddY-Landesprogramms (Erhebungen von April 2007 bis April 2010, Veröffentlichung im September 2010) umfasste ebenfalls qualitative und quantitative Methoden. An der dritten Befragung nahmen 138 Schulleitungen und 690 buddY-Coaches teil. Im Laufe der Erhebung hat sich die Anzahl der Teilnehmenden um 14 Schulleitungen und 67 buddY-Coaches reduziert. Ein Teil der Evaluation umfasste die Untersuchung der Lerngelegenheiten für Schülerinnen und Schüler. Konkret wurden die Veränderungen, die sich durch die Mitwirkung an buddY-Projekten bei den Schülerinnen und Schülern ergeben, untersucht. Dabei gab es eine Interventions- und eine Vergleichsgruppe und zwei Messzeitpunkte. Zum zweiten Messzeitpunkt wurden 409 buddY-Coaches und 452 Schülerinnen und Schüler der Vergleichsgruppe befragt. Hinsichtlich der Entwicklung individueller Merkmale wie soziale Selbstwirksamkeit, niedrige Gewaltbereitschaft oder soziale Verantwortungsübernahme zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den buddY-Schülerinnen und -Schüler und der Vergleichsgruppe, obgleich sich eine höhere Ausprägung der individuellen Merkmale bei den buddY-Schülerinnen und -Schülern gegenüber der Vergleichsgruppe abzeichnete. Ein Effekt zeigte sich jedoch hinsichtlich des wahrgenommenen Absentismus. BuddY-Schülerinnen und -Schüler sind sensibler für diese Problematik als Schülerinnen und Schüler der Vergleichsgruppe.
 

Goldenbaum et al. 2008:

Die Evaluation des nieders. buddY-Programms (Dez. 2006 bis Sept. 2007) umfasste Interventions- und Kontrollgruppen, die zu verschiedenen Zeitpunkten mit qualitativen und quantitativen Methoden befragt wurden. Insgesamt waren 91 Schulleitungen, 226 buddY-Coaches und 455 Schülerinnen und Schüler beteiligt. Die Untersuchung zeigte, dass 43% der buddY-Schülerinnen und -Schüler eine verbesserte Stimmung in den Pausen wahrnehmen.

Ergebnisbewertung
(überwiegend) positiv
Evaluationsniveau und Beweiskraft
2 Sterne, schwache Beweiskraft
Zeit bis zu erwartbaren Auswirkungen auf Risiko- bzw. Schutzfaktoren

Programmumsetzung

erforderliche Kooperationen

EDUCATION Y, Schulleitung, Lehrkräfte, Landes- oder Bezirksregierung, Schulpsychologinnen und -psychologen, Fachkräfte der Sucht- und Gewaltprävention als Prozessmoderatorinnen und -moderatoren

Unterstützung bei der Umsetzung

Kurzsteckbrief der Antworten des Programmanbietenden auf eine Umfrage des Landespräventionsrates Niedersachsen.

Programm probiert in

Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen, Thüringen und Berlin. Über 1.600 Schulen haben ein buddY-Training absolviert. (Stand März 2022) 

Programm aufgenommen in anderen Datenbanken, best-practice-Listen o.ä.

Suchzugänge


Das Programm wurde am 24.05.2011 in die Datenbank eingestellt
und zuletzt am 07.11.2024 geändert.


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