Landespräventionsrat Niedersachsen
CTC - communities that care

Mit CTC zu starten und Mitstreiter/innen in der Kommune zu überzeugen, beim CTC-Prozess mitzuwirken, bedeutet: "häufig gestellte Fragen" ("Frequently Asked Questions" - FAQ) müssen beantwortet werden.

Bei der Einführung von CTC kann bei einigen Menschen der Eindruck entstehen, dass damit die bisherige Präventionsarbeit kritisiert werde. Oder es werde angenommen, dass bisher nicht nicht richtig gearbeitet würde. Manchmal wird auch eine Information zum neuen Prozess falsch verstanden. Missverstandene Interpretationen führen dann zu falschen Schlüssen.

 

Wichtig:

CTC soll kein existierendes Präventionsgremium ersetzen.

CTC soll auch nicht falsche Tätigkeiten aufzeigen oder Personen dikreditieren.

 

CTC ist eine Rahmenstrategie, die auf der bestehenden Präventionsstrukturen in der Kommune aufbaut, diese unterstützt, stärkt und neue Werkzeuge der örtlichen Präventionsarbeit hinzufügt, um kommunale Ressourcen zielgerichteter einzusetzen.  
 

FAQ zu CTC

  1. Es gibt schon so viele Projekte und Programme bei uns. Wir machen bereits alles Mögliche in der Prävention. Was kann CTC noch an Mehrwert bringen?
    CTC ist kein neues Präventionsprogramm, sondern eine Präventionsstrategie oder eine Methode. CTC bietet eine Struktur und ein Dach, unter dem die bestehenden Präventionsprogramme in einem Stadtteil oder einer Gemeinde zusammen arbeiten können. CTC als Steuerungsinstrument liefert Informationen darüber, worin die Probleme vor Ort bestehen und an welcher Stelle eingegriffen werden muss, die Methode bietet Einblick in geeignete Programme und warum und wie Einrichtungen zielgerichtet zusammenarbeiten können.
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  2. Welche Gebiete kommen für eine Einführung von CTC am ehesten in Betracht, wenn eine Kommune mit CTC anfangen will?
    CTC kann in ganz unterschiedlichen geografischen Gebieten eingesetzt werden: das Spektrum reicht von Gemeinden oder Stadtteilen, die viel mit Problemverhalten von Jugendlichen zu tun haben, bis zu Gebieten, in denen wenig davon vorkommt, in denen dies aber auch so bleiben soll.
    Kommunen können selbst Stadtteile auswählen oder die Auswahl eines bestimmten Stadtteils oder einer bestimmten Gemeinde kann auch erst auf Basis einer stadt- oder landkreisweiten CTC-Schülerbefragung stattfinden.
  3. Es gibt bereits viele Netzwerke und Gremien in unserem Stadtteil, bzw. unserer Gemeinde und jetzt soll noch CTC mit einer Steuerungsgruppe und einem Gebietsteam dazu kommen. Ist das nicht zu viel des Guten?
    CTC soll helfen, die bereits laufenden Aktivitäten besser zu strukturieren und zu steuern. Wenn in einem Gebiet mit CTC angefangen wird, kann CTC innerhalb der bestehenden Strukturen eingesetzt werden und es müssen keine neuen Gremien gegründet werden. 
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  4. Welchen Aufwand und welche Kosten erzeugt die Einführung von CTC?
    Man kann davon ausgehen, dass für die Einführung von CTC eine lokale Koordination im Umfang von ca. einer ½ Stelle erforderlich ist. Im Rahmen der Umsetzung in Niedersachsen ließen sich an den Standorten oftmals bereits bestehende Stellen mit Koordinationsfunktionen für diese Aufgabe finden. Zusätzliche Kosten entstehen bei der Durchführung der Schülerbefragung und bei den CTC-Trainings für die Gebietsteams (5 eintägige Module über den Zeitraum von zwei Jahren). Eine genaue Kostenkalkulation richtet sich nach den jeweiigen Gegebenheiten und sollte (für Niedersachsen) mit dem Landespräventionsrat und (außerhalb von Niedersachsen) mit der CTC-Transferstelle des Deutschen Präventionstages angesprochen werden.
    Mehr Informationen (auf der Website des LPR Niedersachsen)
  5. Ist CTC eigentlich ein starres Verfahren, das Standorten übergestülpt wird oder bestehen bei der Umsetzung Spielräume?
    CTC als Verfahren soll Kommunen helfen, ihre jeweils eigenen Prioritäten und Schwerpunkte in der Prävention zu finden. Das individuelle Datenprofil der Risiko- und Schutzfaktoren und die schon vorhandenen Präventionsaktivitäten bilden den Ausgangspunkt für zukünftige Planungen. Alle inhaltlichen Entscheidungen (über zu priorisierende Faktoren und einzuführende Programme etc.) fällen allein die Akteure vor Ort. Standardisiert sind die Erhebungsinstrumente wie z.B. der Schülersurvey – weil sie wissenschaftlich getestet sind. Die fünf Phasen bei der Einführung bauen logisch aufeinander auf und beinhalten klare Meilensteine zur Orientierung. Die begleitenden Schulungen sind auf die Verwendung der jeweiligen Instrumente abgestimmt.
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  6. Wie wissenschaftlich ist CTC eigentlich?
    Die Beziehung zwischen Risikofaktoren, bzw. Schutzfaktoren und verschiedenen Problemverhalten ist wissenschaftlich gut untermauert. Viele Langzeitstudien, die in unterschiedlichen Ländern durchgeführt wurden (einschließlich USA, Kanada, Australien und Europa), zeigen diese Zusammenhänge auf. Nicht nur die Längsschnittforschung hat eine fundierte wissenschaftliche Grundlage. Auch der Einsatz von erfolgversprechenden und effektiven Programmen im Rahmen von CTC stützt sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse über wirksame Präventionsmaßnahmen. Weiterhin wird die Einführung von CTC (Implementierung) wissenschaftlich untersucht und die Erkenntnisse fließen in die Implementierung mit ein.
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  7. CTC wurde in den USA entwickelt. Ist der Ansatz überhaupt auf deutsche Verhältnisse zu übertragen?
    Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Zusammenhänge von Risiko- und Schutzfaktoren und Problemverhaltensweisen wurden in vielen internationalen Studien bestätigt. Diese Studien wurden nicht nur in den USA, sondern auch in verschiedenen europäischen Ländern durchgeführt. In Deutschland werden bei CTC nur Präventionsprogramme empfohlen, die auch im deutschsprachigen Raum evaluiert wurden. Das Implementationsmodell für CTC wurde den Bedingungen in deutschen Kommunen angepasst. Aufgebaut wurde hierbei auch auf den langjährigen Erfahrungen mit CTC in den Niederlanden, wo CTC auch intensiv evaluiert wurde. Seit September 2018 wird, durch eine bundesweite Transferstelle, CTC weiter an die Rahmenbedingungen der Prävention in deutschen Kommunen anepasst.
  8. Der Modellversuch SPIN zur Implementierung von CTC ist abgeschlossen. Was sind die Ergebnisse?
    Der CTC-Schülersurvey hat sich für deutsche Verhältnisse als übertragbar erwiesen. Die Modellstandorte konnten die Befragungsergebnisse zur Priorisierung ihrer vordringlichsten Risiken und der zu stärkenden Schutzfaktoren nutzen. Die Implementationsphasen von CTC erweisen sich auch in Niedersachsen als ein sinnvolles Gerüst für die Umsetzung. Eine Datenbank empfehlenswerter effektiver und erfolgversprechender Präventionsprogramme ließ sich im Rahmen des Modellversuchs als "Grüne Liste Prävention" auch realisieren. Die externe Evaluation des Modellversuchs durch die FH Köln kommt ebenfalls zu einem positiven Ergebnis bezüglich der Übertragbarkeit.
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  9. Es wird auch international mit CTC gearbeitet. Was sind die Ergebnisse?
    CTC wird in den USA, Australien, Kanada, Großbritannien, Schweden, den Niederlanden und auch in Kroatien und Zypern durchgeführt. Unterschiedliche Studien haben gezeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Einrichtungen und Institutionen durch CTC verbessert wird. Prioritäten werden aufgrund der Daten besser und fundierter gesetzt. Die Verwendung von effektiven Programmen nimmt zu. Die ersten positiven Ergebnisse bei der Reduzierung von Problemverhalten bei den Jugendlichen, wie z.B. der Jugendkriminalität und dem Alkoholkonsum, sind mittlerweile nachgewiesen.
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  10. Es gibt bereits viele Untersuchungsergebnisse über Jugendliche. Was ist der Mehrwert der CTC-Schülerbefragung?
    Die CTC-Schülerbefragung liefert mehr als nur weitere Zahlen über die Jugendlichen. Kommunen bekommen anhand der Untersuchungsergebnisse Informationen darüber, wo gehandelt werden muss. Die größten Risiken in einem Gebiet können bestimmt werden. Darauf aufbauend kann eine Entscheidung über die Auswahl der besten Programme für die Prävention getroffen werden. Die CTC-Schülerbefragung ist speziell für die CTC-Umsetzung entwickelt worden und baut auf den wissenschaftlichen Grundlagen von CTC auf.
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  11. Warum konzentriert sich CTC so auf die „Problemverhaltensweisen“ von Kindern und Jugendlichen? Werden die Betroffenen damit nicht stigmatisiert? Ist es nicht besser, sich auf die Stärken und Ressourcen von Jugendlichen zu konzentrieren?
    Diese beiden Perspektiven bilden keinen Gegensatz. CTC thematisiert, dass bestimmte Belastungen ("Risikofaktoren") im Entwicklungsverlauf von Kindern und Jugendlichen die Entstehung von Problemverhalten befördern. Diese Verhaltensweisen und Problembereiche (Gewalt, Delinquenz, problematischer Alkohol- und Drogenkonsum, vorzeitiger Schulabbruch, frühe Schwangerschaften und riskantes Sexualverhalten, sowie Depressionen und Ängste) bedrohen selbst ein sicheres und gesundes Aufwachsen. Die vorhandenen Risiken sollen durch CTC zielgerichtet reduziert werden. Diese Risikofaktoren und zu stärkende entgegenwirkende Schutzfaktoren sind der Gegenstand für die Prävention, nicht die Jugendlichen, die bereits diese Verhaltensweisen zeigen. Mit CTC können und sollen geografische Gebiete und Faktoren mit einem vordringlichem Handlungsbedarf ausgewählt werden, und nicht etwa einzelne oder Gruppen von „Problem-Jugendlichen“. Ein gut erforschter Weg zu einer Reduktion von Risiken liegt in der Stärkung von Familien, Kitas, Schulen, Jugendlichen und des nachbarschaftlichen Umfelds. Die in der „Grünen Liste“ empfohlenen Programme haben (nachgewiesen oder theoretisch plausibel) gezeigt, dass ihr Einsatz zu einer Stärkung dieser Bereiche führen kann.
  12. Warum setzt CTC auf die Verwendung von speziellen Präventionsprogrammen? Reicht es nicht aus, z.B. die Jugendarbeit allgemein zu fördern?
    Die allgemeinen Angebote der Kinder- und Jugendarbeit, Einrichtungen der sozialen Infrastruktur wie Kindertagesstätten oder Angebote wie Elterntreffs sind wichtige Bestandteile eines „"Basisangebotes“", das auch präventive Wirkungen hat. Prävention von jugendlichem Problemverhalten ist hier aber nur ein Effekt von vielen und nicht isoliert zu betrachten oder gar zu messen. Jugendzentren z.B. können aus vielen Gründen sinnvoll sein - sie allein am Maßstab ihrer Präventionswirkung zu messen, wird ihnen nicht gerecht und ist methodisch nur schwer durchführbar. Mit anderen Worten: eine zielgerichtete Steuerung von Basisangeboten allein auf Präventionswirkungen hin ist nicht sinnvoll und wohl auch selten machbar. Spezifische Risikofaktoren können aber durch spezifische strukturierte Maßnahmenbündel angegangen werden. Diese strukturierten Maßnahmenbündel heißen hier „Präventionsprogramme“. Diese Programme sind gut in ihrer Wirkung messbar und in Bezug auf den Nachweis ihrer Wirksamkeit unterscheidbar. CTC will dazu beitragen, dass diese Programme vor allem dort eingesetzt werden, wo sie nötig sind und die größte Wirkung entfalten können (gerichtet auf erhöhte Risikofaktoren oder schwache Schutzfaktoren). Viele der in der Grünen Liste empfohlenen Programme qualifizieren vor allem die in der Kita, der Schule oder der Jugendarbeit Beschäftigten – und stärken auf diese Weise die vorhandenen Basisangebote.
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  13. Können bei der Einführung von CTC nur Programme aus der „Grünen Liste Prävention“ eingesetzt werden? Was passiert mit all den anderen Programmen und Aktivitäten?
    Bei der Analyse der bestehenden Präventionsangebote (CTC - Stärkenananalyse) wird gezielt nach Lücken in der Angebotsstruktur in der Kommune gesucht. CTC möchte die Verwendung von erfolgversprechenden und effektiven Programmen fördern, insbesondere zur Schließung von Angebotslücken. Dafür wird die "Grüne Liste Prävention" zu Rate gezogen. Für Programme, die nicht in der Grünen Liste stehen, können die Bewertungskriterien für effektive Programme ein Anhaltspunkt für die Einschätzung der Qualität sein. Bei der Umsetzung von CTC werden die Möglichkeiten der Weiterentwicklung bereits vorhandener Aktivitäten vor Ort geprüft.
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  14. Wie kann verantwortet werden, dass CTC erst auf lange Sicht Ergebnisse bringt?
    Die Einführung von Präventionsprogrammen beeinflußt auch immer die Gegenwart. CTC fördert den Einsatz von wirksamen Programmen, die auch kurzfristige Ergebnisse für die unmittelbar Beteiligten bringen. Durch effektive Präventionsprogramme, die mit guter Qualität und in ausreichender „Intensität“ umgesetzt werden, können Schritt für Schritt die Risikofaktoren verringert und die Schutzfaktoren erhöht werden. Gute Prävention ist eine Investition in Kinder und Jugendliche, die sich auch langfristig auszahlt.