HateLess besteht aus 5 Modulen, die thematisch aufeinander aufbauen und jeweils für einen Schultag geplant sind. Jedes Modul umfasst 3 Bausteine à 2 Schulstunden (90 Minuten). Der Programmablauf kann angepasst werden: die Module oder Bausteine können über einen längeren Zeitraum aufgeteilt werden oder die Projekttag-Version von HateLess kann genutzt werden.
Modul 1 – „Was ist Hatespeech?“: Das Programm startet mit einem Warm-up als Projekteinstieg (Baustein 1). Es wird ein Verständnis für zentrale Begriffe rund um Hassreden vermittelt (Baustein 2) sowie Hassrede und Meinungsfreiheit voneinander abgegrenzt (Baustein 3).
Modul 2 – „Warum gibt es Hatespeech?“: Thematisiert werden die Ursachen und Motive von Hassrede (Baustein 4), Normalitätsvorstellungen, Diskriminierung und Privilegierung (Baustein 5) sowie digitale Mechanismen und Polarisierung (Baustein 6).
Modul 3 – „Welche Folgen kann Hatespeech haben?“: Die Schülerinnen und Schüler lernen die Folgen von Hassrede für die Gesellschaft (Baustein 7), für Einzelne (Baustein 8) sowie Bewältigungsstrategien (Baustein 9) kennen.
Modul 4 – „Wie können wir mit Hatespeech umgehen?“: Es werden verschiedene Umgangsstrategien mit Hassrede (Baustein 10) sowie eine konstruktive Streitkultur (Baustein 11) vermittelt. Anschließend findet eine Reflexion der Projektwoche statt. Es werden aus dem Gelernten Regeln für eine inklusive und solidarische Klassenkultur abgeleitet (Baustein 12).
Modul 5 – „Wie werden wir HateLess-Schule?“: Schülerinnen und Schüler planen, entwickeln und setzen ein handlungsorientiertes Projekt an der Schule um. Es werden folgende Optionen vorgeschlagen: HateLess-Ausstellung/Gallery-Walk, Gründung einer schulischen Interessengemeinschaft, Präsentation in anderen Klassen durch Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, Gestaltung eines Info-Flyers, Produktion einer Podcast-Folge oder Produktion eines HateLess-Kurzvideos.
Bei HateLess wird eine Vielzahl von Methoden eingesetzt, wie z.B. Diskussionen, Präsentationen, Videos, die Präsentation von Postern und Übungen in Zweier- und Kleingruppen unter Verwendung kollaborativer und kooperativer Lernmethoden.
Das Präventionsprogramm HateLess wurde auf Basis von theoretischen und empirischen Forschungen zu Hassrede und von Erkenntnissen und Empfehlungen aus der Präventionsforschung (Armborst 2019, Beelmann 2018, Melzer 2015) entwickelt. Es wurden verschiedene theoretische Hintergründe berücksichtigt, die sich mit der persönlichen Entwicklung des Menschen befassen, wie die sozio-ökologische Theorie (Bronfenbrenner 1979), die Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen 1991), die Theorie des moralischen Disengagements (Bandura et al. 1996) und die sozial-kognitive Lerntheorie (Bandura 1977).
Pädagogische Fachkräfte können HateLess eigenständig anhand des frei verfügbaren Trainingsmanuals (inkl. des HateLess-Curriculums als Handreichung für eine Projektwoche) umsetzen. Es wird zusätzlich eine 2-tägige Fortbildung für HateLess angeboten.Das Manual und alle Materialien sind online kostenlos verfügbar (Downloadbereich der HateLess-Webseite).
Für pädagogische Fachkräfte steht eine 2-tägige Fortbildung kostenlos zur Verfügung.
Wachs et al. (2023):
Bei der Evaluation handelt es sich um ein Quasi-Experiment in der Praxis ohne Follow-up mit 820 Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren in den Klassen 7 bis 9 aus 11 Schulen in Deutschland (Interventionsgruppe: 567 Teilnehmende, Kontrollgruppe: 253 Teilnehmende). Die Befragungen erfolgten zwischen Juni und November 2022: die erste Befragung eine Woche vor der Intervention und die zweite ein Monat nach der Intervention. Die Drop-Out-Rate von der ersten zur zweiten Messung lag in der Interventionsgruppe bei 6,0 % und in der Kontrollgruppe bei 9,5 %. Erhoben wurde die Empathie für Opfer von Hassrede, Selbstwirksamkeit in Bezug auf das Einschreiten und die Gegenrede bei Hassreden mittels computergestützter persönlicher Befragung. Die Varianzanalyse ANOVA ergab eine signifikante Verbesserung der Empathie, Selbstwirksamkeit und Gegenrede in der Interventionsgruppe zwischen erstem und zweitem Messzeitpunkt. In der Kontrollgruppe zeigten sich keine signifikanten Veränderungen. Darüber hinaus wurde ein Interaktionseffekt zwischen Zeit und Gruppe bei der Empathie, Selbstwirksamkeit und Gegenrede festgestellt mit signifikanten Veränderungen über die Zeit für die Teilnehmenden der Interventionsgruppe, aber nicht für die Teilnehmenden der Kontrollgruppe.Das Programm wurde am 10.01.2025 in die Datenbank eingestellt.