Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund bezüglich der Sprachkompetenz in der Erstsprache, der Deutschkenntnisse (Deutsch als Erst- und Zweitsprache) und der allgemeinen kindlichen Entwicklung; allgemeine sprachliche Bildung anhand von Themen wie „Körper“, „Kindertageseinrichtung“ und „Familie“; Elternbildung, insbesondere Motivation zum Erlernen der deutschen Sprache, Stärkung des Selbstwertgefühls der Eltern mit Migrationshintergrund sowie von deren Erziehungs- und Sozialisationskompetenz; Stärken der interkulturellen Pädagogik und des Mehrsprachenkonzepts der Kita.
Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren und deren Eltern mit Migrationshintergrund und geringen deutschen Sprachkenntnissen und/oder aus bildungsfernen Schichten
Bei diesem Elterntraining werden mehrsprachige Eltern/pädagogische Fachkräfte zu Elternbegleitenden, die eine Elterngruppe für Sprach- und Entwicklungsaktivitäten leiten. Die Elternbegleitenden sprechen weitere Eltern mit Migrationshintergrund an und motivieren sie zur Teilnahme an der Elterngruppe. Eine Elterngruppe besteht aus 7-10 Eltern und trifft sich über den Zeitraum von 9 Monaten jeweils 1x in der Woche für 1,5-2 Stunden. In dieser Zeit machen sie Aktivitäten, die die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern im Laufe der Woche zu Hause weiterführen sollen. Unterstützt wird die Arbeit durch die Rucksack KiTa-Materialien: Arbeitsbögen, die den Eltern Anregungen für täglich wechselnde Aktivitäten mit ihren Kindern geben. Durch die Aktivitäten lernen die Eltern den Wert von Büchern und Liedern, Spielen und Malen sowie die Bedeutung von Sprache und Handeln für die Entwicklung ihres Kindes kennen. Die Sprachkompetenz der Eltern in der Erstsprache wächst – ein Zuwachs, der sich unmittelbar auf die Sprachentwicklung ihrer Kinder auswirken soll. Die Förderung der Kinder in der deutschen Sprache erfolgt parallel zur Arbeit mit den Eltern. Die KiTa und die Elterngruppe koordinieren dabei ihre Arbeit. Elternbegleitende und KiTa setzen gemeinsam eine alltagsintegrierte Sprach- und Familienbildung um, die auch eine interkulturelle Öffnung der Einrichtung unterstützt.
Ein bedeutender Teil des Konzeptes ist die Thematisierung von Erziehungsfragen und damit die Förderung von elterlichen Kompetenzen. Die Themen ergeben sich aus Fragestellungen der Eltern in der Gruppenarbeit oder werden von den Elternbegleitenden passend zu den Rucksackthemen eingebracht. Themen sind z.B. Förderung der Selbständigkeit und Eigenverantwortung, Zeit für Kinder, Rollenerwartungen in der Familie, Verkehrserziehung, Gesundheitserziehung, Regeln finden und Grenzen setzen, Sexualerziehung in Schule und Familie, Medienkonsum.
Durch eine Grundqualifizierung werden die Elternbegleitenden auf die Sprachförderung vorbereitet und in der Sozialisationskompetenz gestärkt. Diese Grundqualifizierung beträgt mindestens 30 Unterrichtseinheiten und erfolgt durch regionale Rucksack-KiTa-Kooordninierende oder -Koordinierenden bzw. durch von ihnen eingesetzte Referierende. Häufig finden diese Qualifizierungen auch in Kooperation mit einer Familienbildungsstätte, einer Volkshochschule oder ähnlichen Bildungseinrichtung statt. In der Regel erfolgt die Ausbildung der Elternbegleitenden in deren Erstsprache (in heterogenen Gruppen kann die Anleitung auch in Deutsch erfolgen, mit der Empfehlung die Aufgaben in der Elterngruppe in der Erstsprache durchzuführen).
Zusätzlich erhalten die Elternbegleitenden während ihres Einsatzes Begleitangebote (einzeln oder als Gruppe) wie z.B. ergänzende Qualifizierungen, regelmäßige Austausch- und Beratungstreffen, Supervision. Der Turnus dieser Begleitangebote variiert von wöchentlich bis alle zwei Monate.
Darüber hinaus gibt es weiterführende Qualifizierungen durch die Landes- oder Bundeskoordinierung von Rucksack KiTa (z.B. Selbstfürsorge der Elternbegleitenden oder Empowerment).
Handbücher für die Elternbegleitenden, Handbücher und Übungsblätter für Eltern in verschiedenen Sprachen Webseite: Rucksack-KiTa/Material
Elternbegleitende (€), begleitende Anleiterin bzw. Anleiter (€), Fortbildungsmaßnahmen (€)
Programmbeschreibung NIFBE Nidersachsen
Familien in Niedersachsen
Börnsen, S. (2005). Sprachförderung zweisprachig aufwachsender Grundschulkinder in Kooperation von Schule und Familie am Beispiel des „Rucksack-Programms“. Examensarbeit. Köln: Universität Köln/Seminar für Deutsche Sprache und ihre Didaktik.
Springer-Geldmacher, M. (2005). Rucksack - ein Programm zur Förderung der Mehrsprachigkeit von Migrantenkindern vor der Schule, E&C-Fachforum: Konzepte der frühkindlichen Sprachförderung in sozialen Brennpunkten. Dokmentation der Veranstaltung vom 9. und 10. Mai 2005 in Berlin.
Niedersachsen:
Landeskoordinierungsstelle Rucksack Kita und Griffbereit, c/o LAG Soziale Brennpunkte e.V.
Stiftstr. 15, 30159 Hannover
Tel.: 0511-7000526
E-Mail: rucksack@lag-nds.de
Roth, H.-J., Terhart, H. (Hrsg.) (2015). Rucksack – Empirische Befunde und theoretische Einordnungen zu einem Elternbildungsprogramm für mehrsprachige Familien. Münster: Waxmann.
Romppel, J. (2009). Evaluation "Flächendeckende Sprachförderung für Migrantenkinder". Hannover: Fachhochschule Hannover, Fakultät V - Diakonie, Gesundheit und Soziales.
Kleine-Salgar, M., Wehner, M. (2008). Modellprojekt Rucksack 1 für Bonn 1.3.2006 – 31.8.2007. Abschlussbericht. Bonn: Verband binationaler Familien und Partnerschaften - iaf e.V.
Rummel, B., Naves, A. (2005). Zwischen-Evaluation des Programms "Interkulturelle Sprachförderung und Elternbildung im Elementarbereich" in den ersten zehn Kindertageseinrichtungen (KiTa Jahr 2002 - 2003). Essen.
Stadt Essen/Der Oberbürgermeister/RAA – Büro für interkulturelle Arbeit (Hrsg.) (2004). Stadtteilmütter-Projekt. Interkulturelle Sprachförderung und Elternbildung im Elementarbereich. Baustein 1 und 2, im Projektverbund „Interkulturelle Sprachförderung im Stadtteilnetzwerk Kindertageseinrichtung – Elternhaus – Schule“, Essen.
Am 27.10.2011: Die Programme für Kita und Grundschule sind getrennt - Darstellung des Grundschulprogramms erfolgt gesondert.
Kriterien sind überwiegend erfüllt
Die vorliegenden Studien umfassen Befragungen der pädagogischen Fachkräfte und der Eltern, die zu Elternbegleitenden ausgebildet wurden, u.a. zum Transfer der Inhalte der Fortbildung in die Praxis, zur eingeschätzten Wirksamkeit der Maßnahme in der Elternarbeit und zu den Auswirkungen der Sprachförderung auf das Sprach- und Beziehungsverhalten der Kinder.
Die Eltern berichten u.a. eine positive Veränderung in der Beziehung zu ihrem Kind und Erfolge der Sprachförderung (Kind spricht häufiger Deutsch), die Erzieherinnen und Erzieher berichten u.a. eine Sensibilisierung für den Umgang mit Sprache und eine verbesserte Zusammenarbeit im Team sowie bei den Kindern positive Veränderungen auf der Beziehungsebene.
Landeskoordinierungsstelle Rucksack-KiTa, Örtlicher Jugendhilfeträger
Keine Antwort des Programmanbietenden auf eine Umfrage des Landespräventionsrates Niedersachsen.
Das Programm wurde am 25.05.2011 in die Datenbank eingestellt
und zuletzt am 23.01.2024 geändert.