CTC - communities that care

Fairplayer.Manual
Fairplayer.Manual - gegen Gewalt an Schulen und für soziale Kompetenz
Effektivität nachgewiesen

Programminformationen

Ziel

Förderung von sozialen Kompetenzen und Zivilcourage – Prävention von Bullying / Mobbing und Schulgewalt

Zielgruppe

Schülerinnen und Schüler der 7. bis 9. Klasse

Verhalten/Verhältnis
ausschließlich verhaltensbezogen
Ausschließlich verhaltensbezogene Programme setzen die Maßnahmen direkt am Individuum an, um gesundheitsbezogenes Verhalten zu beeinflussen. Dabei sollen für die Gesundheit riskante Verhaltensweisen (z.B. Rauchen, riskanter Alkoholkonsum) vermieden bzw. verändert werden sowie gesundheitsförderndes Verhalten unterstützt werden (z.B. gesunde Ernährung, Bewegung).
 
Methode

Fairplayer.Manual ist eine manualisierte, strukturierte Präventionsmaßnahme, die unterrichtsbegleitend zur Förderung sozialer Kompetenzen und zur Prävention von Bullying eingesetzt wird. Im Rahmen des Programms entwickelte Materialien und Methoden beziehen sich, neben der grundsätzlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt, Bullying /Mobbing und Zivilcourage, auf entwicklungsorientierte Förderung sozialer Kompetenzen, moralische Sensibilität der Jugendlichen und auf soziale Rollen (Participant Role Approach). Das Programm zielt darauf ab, das Bewusstsein für Gewaltsituationen zu schärfen, Handlungsalternativen zu vermitteln und zum Einschreiten ohne Gefährdung der eigenen Sicherheit angezuleiten.

In 16 aufeinander aufbauenden Schuldoppelstunden sollen zivilcouragiertes und prosoziales Handeln von Schülerinnen und Schülern gefördert, soziale Kompetenzen gestärkt und persönliche Verantwortungsübernahme unterstützt werden. Das Programm wird durch hierzu weitergebildetes, pädagogisches Fachpersonal (z.B. Lehrkräfte, Sozialpädagoginnen und -pädagogen, Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter) umgesetzt. Fairplayer.Manual greift auf Methoden aus der pädagogischen Psychologie und Pädagogik (z.B. pädagogische Rollenspiele, Gruppendiskussionen) zurück, um Empathie und kognitive Perspektivenübernahme zu fördern. Die Jugendlichen lernen, sich in die Rolle des Täters bzw. der Täterin und des Opfers hineinzuversetzen. Sie lernen auch, wie sie in einer Bullying-Situation einschreiten können, ohne sich selbst zu gefährden. Modelllernen, soziale Verstärkung und Verhaltensfeedback (Kognitiv-behaviorale Methoden) werden eingesetzt um kognitive, emotionale, soziale und moralische Kompetenzen auszubauen. Fairplayer.Manual schafft einen Rahmen, der es zunächst den ressourcenstarken Schülerinnen und Schülern ermöglichen soll, sich für die Opfer einzusetzen, um dann auf die gesamte Gruppe überzugreifen.

Auf Schulklassenebene werden demokratiepädagogische Elemente, Diskussionen über moralische Dilemmata zur Förderung moralischer Urteilsfähigkeit und Übungen zum Transfer der gelernten Inhalte in den Alltag angewandt. Mit Hilfe der Dilemmata-Methode wird den Schülerinnen und Schülern eine altersgerechte Konfliktsituation geboten, die anhand eines strukturierten Leitfadens, angeleitet durch ein/e erwachsene/n Moderatorin bzw. Moderator, von den Jugendlichen in einer anschließenden Gruppendiskussion bearbeitet wird. Die Jugendlichen haben die Möglichkeit, erarbeitete Lösungsansätze und Handlungsmöglichkeiten nach ihren Ideen umzusetzen und zu präsentieren (z.B. einen Kurzfilm drehen, in Form von Rollenspielen). Mittels verschiedener Medien erfolgt eine breit angelegte Wissensvermittlung. Aufgrund der breiten Ausrichtung und moderner Methoden wird die Aufmerksamkeit der Jugendlichen regelmäßig gefordert und eine intensivere Auseinandersetzung mit relevanten Themen erreicht. Die Schülerinnen und Schüler lernen, dass eine Reihe von Möglichkeiten für einen gewaltfreien Umgang mit ihren Mitschülerinnen und -schülern existiert und gestalten diese aktiv und eigenverantwortlich mit. Gleichzeitig wird ein Raum geschaffen, in dem die Schülerinnen und Schüler respektvoll miteinander umgehen und auf Grundlage sachlicher Argumente zu diskutieren lernen. Sozial-emotionale Kompetenzen sowie Toleranz werden auf diese Weise gefördert und durch Lernen-am-Erfolg das Bewusstsein für eine gewaltfreie Diskussionsebene im sozialen Miteinander geschaffen.

Wichtig ist, dass es sich um Jugendliche handelt, die - wie im Klassenkontext - regelmäßig zusammenkommen. Ein besonderer Fokus wird auf die Integration der Maßnahme in den Unterrichtsablauf gelegt. Ziel ist eine langfristige Integration der Methoden in den Unterricht.

Die Erziehungsberechtigten werden im Rahmen von zwei Veranstaltungen informiert und mit einbezogen.

Die Weiterbildung für das pädagogische Fachpersonal umfasst 36 Stunden (1x 4 Fortbildungstage oder 2x 2 Fortbildungstage). Diese Weiterbildung zur "Fairplayer-Multiplikatorin" bzw. zum "Fairplayer-Multiplikator" schließt nach einer Anwendungsphase (mit Supervision) mit einem Zertifikat ab. Das Zertifikat wird durch die regelmäßige Teilnahme an Qualitätsverbundtreffen (1x jährlich, 1-2 Tage) aufrecht erhalten.  

 

Außerdem verfügbar: Fairplayer.Manual 5.-6. Klasse, Fairplayer.Sport

weiteres zur Zielgruppe

Neben den Schülerinnen und Schülern wird auch das pädagogische Fachpersonal zur Zielgruppe gezählt.

Das Programm ist auch in Förderschulen anwendbar: Fairplayer.Manual- Gegen Gewalt an Schulen und für soziale Kompetenz: Anwendbarkeit in Förderschulen.pdf

Material

Bestellung des Manuals unter http://www.v-r.de/

Kosten und Aufwand
mit (€) gekennzeichnete Posten erfordern finanzielle Leistungen an Externe

(€) Fortbildung für pädagogisches Fachpersonal (36 Stunden; 1x 4 oder 2x2 Tagesfortbildungen), Umsetzung: 16 Unterrichtsdoppelstunden (á 90 Minuten), 2 Elternabende, Supervision

weitere Programminformationen

www.fairplayer.de

Scheithauer, H.,Bull, H.D. (2010). Das fairplayer.manual zur unterrichtsbegleitenden Förderung sozialer Kompetenzen und Prävention von Bullying im Jugendalter: Ergebnisse der Pilotevaluation. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 59, 266-281.

Scheithauer, H., Rosenbach, C., Niebank, K. (2008). Gelingensbedingungen für Prävention von interpersonaler Gewalt im Kindes- und Jugendalter. Bonn: Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention.

Scheithauer, H., Hayer, T., Niebank, K. (2007). Problemverhalten und Gewalt im Jugendalter und in der Schule. Erscheinungsformen, Entstehungsbedingungen, Intervention und Prävention. Stuttgart: Kohlhammer.

Ansprechperson

Freie Universität Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie
Prof. Dr. phil. Herbert Scheithauer
Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin
Tel.: 030-83856546
E-Mail: hscheit@zedat.fu-berlin.de

 

Evaluation

Scheithauer, H., Hess, M., Schultze-Krumbholz, A., Bull, H.D., (2012). School-based Prevention of Bullying and Relational Aggression: The fairplayer.manual. New Directions for Youth Development, 133, 55-70.

Bull, H.D., Schultze, M., Scheithauer, H. (2009). School-based Prevention of Bullying and Relational Aggression: The fairplayer.manual (Short Report). European Journal of Developmental Science, 3(3), 312-317.

Scheithauer, H., Bull, H.D. (2007). Unterrichtsbegleitende Förderung sozialer Kompetenzen und Prävention von Bullying im Jugendalter - das fairplayer.manual. Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik, 43, 277-293.

http://userpage.fu-berlin.de/~hscheit/pdf/projekt_fairplayer.manual.pdf

Kommentar der Programm-Verantwortlichen (16.08.2011)

Hinweise zu neueren Evaluationen und inhaltliche Klarstellungen wurden eingepflegt.


Programmbewertung

Konzeptqualität

Kriterien sind erfüllt.

Evaluationsmethode und –ergebnisse

Das Fairplayer.Manual wurde 2004 entwickelt und wird fortlaufend im Rahmen der Disseminations- und Wirkungsforschung auf seine Wirkung und Umsetzungsfähigkeit hin evaluiert und weiterentwickelt.

Die Outcome-Variablen (u.a. Soziale Rollen beim Bullying, sozialer Gruppenstatus, Angst vor sozialer Zurückweisung, soziale Intelligenz, Empathie, Perspektivenübernahme, Verantwortungsübernahme, sozio-moralische Reflektion, Bullying, relationale Aggression, Klassenklima und Vertrauensbeziehungen zu Freunden) wurden in einer 2. Teilevaluation des erweiterten Fairplayer.Manuals (2. Auflage) gemessen. Der begleitende Lehrkräftefragebogen enthielt Skalen zur Einschätzung der Schülerinnen und Schüler hinsichtlich Stärken und Schwächen, sozialer Intelligenz, Empathie und Verhaltensänderung. Außerdem beantworteten die Lehrkräfte einen Fragenbogen zur Prozessevaluation, der zur Post-Erhebung auch Fragen zum Verhalten der Schülerinnen und Schüler vor der Intervention enthielt.

Die 2. Teilevaluation war in einem Prä-Post-Design mit 3 Messzeitpunkten und mehreren Interventions- und Kontrollgruppen mit Follow-up-Messung nach einem Jahr angelegt. Die Prä-Erhebung fand im März 2006 statt. Die Post-Messung wurde im Juni 2006 erhoben. Durchgeführt wurde die Studie an einer Berliner Gesamtschule. Im Juni 2007 fand die Follow-up-Messung statt. Es standen 6 Klassen (N = 85) der 9. Klassenstufe als Interventionsgruppe (IG) und 3 Klassen (N = 41) als Kontrollgruppe (KG) zur Verfügung ("convenience-sample", ohne Zufallszuweisung der Klassen zu IG und KG). Die Altersspanne der Stichprobe betrug 14 – 18 Jahre (Durchschnittsalter = 15,2 Jahre), die Stichprobe bestand aus 65 Mädchen und 61 Jungen. In den Interventionsgruppen wurde das Fairplayer.Manual im Klassenverband über einen Zeitraum von 14 Wochen von Fairplayer.Teamerinnen und Teamern unter teilweiser Einbeziehung der Lehrkräfte durchgeführt. Vor Beginn der Maßnahme fand ein Workshop zur Einführung der Lehrkräfte in die Arbeitsmethoden des Fairplayer.Manuals statt. Begleitend wurde gemeinsam von Lehrkräften und Fairplayer.Teamerinnen und Teamern ein Informationsabend für interessierte Eltern angeboten. Gefunden wurde u.a. ein signifikanter Rückgang in selbstberichteter Viktimisierung durch Bullying sowie von Bullying in einer von zwei IG, nicht aber in der KG.

Ergebnisbewertung
(überwiegend) positiv
Evaluationsniveau und Beweiskraft
4 Sterne, starke Beweiskraft
Zeit bis zu erwartbaren Auswirkungen auf Risiko- bzw. Schutzfaktoren

Programmumsetzung

erforderliche Kooperationen

Fairplayer.Teamerinnen und Teamer: Dipl.-Psychologinnen und -Psychologen

Unterstützung bei der Umsetzung

Kurzsteckbrief der Antworten des Programmanbietenden auf eine Umfrage des Landespräventionsrates Niedersachsen.

Programm probiert in

Baden-Würtemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein (Stand  03/2022)

Liste der Fairplayer-Schulen ist auf www.fairplayer.de zu finden

Programm aufgenommen in anderen Datenbanken, best-practice-Listen o.ä.

Suchzugänge


Das Programm wurde am 29.08.2011 in die Datenbank eingestellt
und zuletzt am 13.11.2024 geändert.


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