CTC - communities that care

Fairplayer.Sport
Fairplayer.Sport - Förderung sozialer und moralischer Kompetenzen im Sport
Effektivität wahrscheinlich

Programminformationen

Ziel

Förderung von Gewaltverzicht, Fairplay und Teamgeist. Stärkung sozialer, emotionaler und moralischer Kompetenzen. Förderung prosozialen Verhaltens und Verhinderung aggressiv-dissozialen Verhaltens in spielerischer und bewegungsorientierter Form.

Zielgruppe

Jungen und Mädchen im Alter von 11 bis 14 Jahren im Bereich des Breitensports (Mannschaftssportarten - Ballspiele, vornehmlich Fußball)

Verhalten/Verhältnis
ausschließlich verhaltensbezogen
Ausschließlich verhaltensbezogene Programme setzen die Maßnahmen direkt am Individuum an, um gesundheitsbezogenes Verhalten zu beeinflussen. Dabei sollen für die Gesundheit riskante Verhaltensweisen (z.B. Rauchen, riskanter Alkoholkonsum) vermieden bzw. verändert werden sowie gesundheitsförderndes Verhalten unterstützt werden (z.B. gesunde Ernährung, Bewegung).
 
Methode

Fairplayer.Sport ist ein manualisiertes, strukturiertes, entwicklungsstandgerechtes Interventionsprogramm, das von geschulten Trainerinnen und Tainern, unterstützt durch Fairplayer.Sport.Teamerinnen und Teamern, im Laufe des Sportjahres umgesetzt wird. Das Programm weist eine zielgerichtete Struktur auf, d.h. die einzelnen Elemente bauen sinnhaft aufeinander auf, ergänzen sich und nehmen an Komplexität zu. Anfangs geht es darum, sich selbst und seine Leistung einzuschätzen und mögliche Fehleinschätzungen zu realisieren. Zum Ende des Programms werden wichtige Basiselemente des Zusammenlebens, wie kooperative Orientierung oder gereiftes Regel- und Moralverständnis, thematisiert (Motto: „vom ICH zum DU zum WIR“).

Zum Einstieg in das Programm erhalten alle Beteiligten eine Vorstellung davon, was unter fairem Verhalten zu verstehen ist (Gruppendiskussion mit Hilfe von Bildmaterialien, die z.B. Dilemmasituationen darstellen), verpflichten sich zur Teilnahme am Programm (Unterzeichnung eines Kontraktes), vereinbaren gemeinsam erarbeitete übergreifende Regeln und Ziele und machen sie sichtbar (Gruppendiskussion mit Visualisierung). Nach dieser Einführungsphase durchlaufen die Jugendlichen sechs aufeinander aufbauende thematische Fairplayer.Sport-Schritte: Selbstkonzept, Emotionsregulation, Perspektivenübernahme, Empathie, Kooperation/Vertrauen sowie Moral/Fairplay. Die eingesetzten Methoden kombinieren Verfahren der Gewaltprävention (Rollenspiele, Gruppen- und Dilemadiskussionen) mit Übungsformen aus der Trainingslehre. Die bewegungsorientierten Elemente beinhalten strukturierte Spielsituationen (Intensitätssteigerung bei außergewöhnlichen Regelvorgaben, Regelumkehr usw.) und z.B. das sogenannte Kolonnentraining: Spielerinnen und Spieler durchlaufen der Reihe nach eine bestimmte Trainingssituation (z.B. Doppelpass, Torschuss, Hindernislauf). Für die Durchführung des Programms und jeden thematischen Schritt sind mindestens zwölf Trainingseinheiten vorgesehen. Jede Trainingseinheit dauert 50-60 Minuten, findet einmal wöchentlich im Rahmen einer normalen Trainingsstunde statt und folgt immer dem gleichen Ablaufschema: (1) Begrüßung; (2) Partneraufwärmen; (3) Einstiegs- und Hauptübung; (4) Reflexion zum Thema, Feedbackrunde und Thematisierung von Aspekten des Alltagstransfers; (5) Abschiedsritual. Durch den Austausch über die in den Übungen gesammelten Erfahrungen werden bei den Jugendlichen die zur Kompetenzförderung notwendigen Denkprozesse in Gang gesetzt. Situationen, in denen faires Verhalten gefordert wird, werden durch sportorientierte Übungen spielerisch kennengelernt, Erfahrungen reflektiert, diskutiert und ggf. das Verhalten geändert.

Darüber hinaus wird Trainerinnen und Trainern die Möglichkeit gegeben soziale Kompetenzen, zugeschnitten auf die Trainingsgruppe, aktiv und in spielerischer Form zu fördern. Exemplarisch sei hier die Übung „Teamparcours“ skizziert, die kooperatives Verhaltens trainiert und zur Teamstärkung beiträgt. Auf dem Spielfeld werden verschiedene Stationen (Torschuss, Slalom, Zielpassen etc.) aufgebaut. Zu Beginn wird der Gruppe erklärt, welche Aufgaben zu bewältigen und wie viele Punkte an den jeweiligen Stationen zu sammeln sind. Anschließend haben die Spielerinnen und Spieler 10 Minuten Zeit um zu beratschlagen, wie die Aufgaben möglichst schnell gemeinsam bewältigt werden können. Die Verteilung der Spielerinnen und Spieler auf die Stationen ist frei gestellt. Ihren Punktestand zählen die Spielerinnen und Spieler selber. Je besser sie sich absprechen, aufteilen und gegenseitig helfen, umso schneller können die vorgegebenen Aufgaben bewältigt werden. Vor Beginn der Übung gibt jede Spielerin und jeder Spieler einen Tipp ab, wie viel Zeit die Gruppe für die Lösung der Aufgaben benötigen wird. Alle Vorschläge werden notiert und die Zeit zur Bewältigung der Aufgaben wird gestoppt. Im Anschluss an diese Übung werden in der Gruppe Strategien beraten und Verbesserungsmöglichkeiten diskutiert. Diese Übung ist bei Jugendlichen sehr beliebt und wird häufig im Rahmen des Programms durchgeführt. Fairplayer.Sport ist die Erweiterung des präventiven Interventionsprogramms Fairplayer.Manual, das bereits erfolgreich mit Jugendlichen aus Bremer und Berliner Schulen durchgeführt wird.

Entwicklung und Evaluation des Programms erfolgten mit finanzieller Unterstützung durch die Jacobs Foundation, Zürich.

 

Außerdem verfügbar: Fairplayer.Manual 5.-6. Klasse, Fairplayer.Manual 7.-9. Klasse

Material

Fairplayer.Sport Manual

Kosten und Aufwand
mit (€) gekennzeichnete Posten erfordern finanzielle Leistungen an Externe

(€) Fortbildungen (Fairplayer.Sport.Fortbildung), (€) Wochenendseminare (Fairplayer.Sport.Seminar)

weitere Programminformationen

www.fairplayer.de
 

Scheithauer, H., Hess, M., Pawlizki, C. (2010). fairplayer.sport – ein bewegungsorientiertes Programm zur Förderung sozialer, emotionaler und moralischer Kompetenzen. In: Latzko, B., Malti, T. (Hrsg.). Moralentwicklung und -erziehung in Kindheit und Adoleszenz. Göttingen: Hogrefe, S. 221-240.

Hess, M., Scheithauer, H. (2010). fairplayer.sport – Soziale Kompetenzen spielerisch fördern. In: Landeskommission Berlin gegen Gewalt (Hrsg.). Berliner Forum Gewaltprävention, Nr. 41. Berlin: Senatsverwaltung für Inneres und Sport, S. 76-83.

fairplayer.sport auf youtube.com, http://www.jacobsfoundation.de

 

Ansprechperson

Freie Universität Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie
Prof. Dr. phil. Herbert Scheithauer               Dipl.-Psych. Markus Hess
Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin
Tel.: 030-83856546;                                  Tel.: 030-83853630
E-Mail: hscheit@zedat.fu-berlin.de;         E-Mail: mhess@zedat.fu-berlin.de
http://userpage.fu-berlin.de/~hscheit 

Evaluation

Scheithauer, H., Hess, M., Haag, N. & Pawlizki, C. (2010). Ausbildung zur sozialen Kompetenz: Konzeption und Evaluation des Programms fairplayer.sport. In: Höner, O., Schreiner, R., Schultz, F. (Hrsg.). Aus- und Fortbildungskonzepte im Fußball – Beiträge und Analysen zum Fußballsport XVII. Tagungsband in der dvs-Schriftenreihe, Band 206. Hamburg: Czwalina, S. 54-68.

Scheithauer, H., Hess, M., Pawlizki, C. (2010). fairplayer.sport – ein bewegungsorientiertes Programm zur Förderung sozialer, emotionaler und moralischer Kompetenzen. In: Latzko, B., Malti, T. (Hrsg.). Moralentwicklung und -erziehung in Kindheit und Adoleszenz. Göttingen: Hogrefe, S. 221-240.

Kommentar der Programm-Verantwortlichen

Hinweise auf neuere Evaluationsberichte und inhaltliche Klarstellungen eingepflegt.


Programmbewertung

Konzeptqualität

Kriterien sind erfüllt.

Evaluationsmethode und –ergebnisse

Fairplayer.Sport wurde in 13 Mannschaften (9 D- und 4 C Jugendmannschaften) aus 13 Berliner Fußballclubs durchgeführt. Als Evaluationsdesign wurde ein kontrolliertes Warte-Kontrollgruppen-Design mit Prä-, Post- und Follow-up Erhebung nach drei Monaten gewählt. Die Evaluation verfolgte einen multiperspektivischen und multimethodalen Ansatz. Entwicklung und Evaluation des Programms erfolgten mit finanzieller Unterstützung durch die Jacobs Foundation, Zürich.

Die Stichprobe bestand aus 120 Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren, sechs Interventionsgruppen (n = 48) und sieben Wartekontrollgruppen (n = 72). Die Zuweisung der Mannschaften zu den jeweiligen Gruppen erfolgte zufällig, wobei auf eine gleiche Altersverteilung geachtet wurde. Die Interventionsgruppe wurde direkt vor (Prä), direkt nach (Post) und im Abstand von drei Monaten (Follow-up) nach Durchführung des Programms befragt. Die Befragung der Wartekontrollgruppe fand zeitversetzt ohne Durchführung des Programms in ähnlichen Zeitabständen statt. Erst im Anschluss an die letzte Befragung wurde in der Wartekontrollgruppe das Programm durchgeführt und evaluiert.

Erste Evaluationsergebnisse zeigen, dass die Erwartungen an das Programm nur zum Teil erfüllt wurden. Während soziale Kompetenzen gefördert werden konnten, lieferten Variablen wie Empathie und Perspektivenübernahme keine bedeutsamen Effekte. Mögliche Erklärungen für dieses Ergebnis: Variablen, in denen ein Kompetenzzuwachs zu verzeichnen war, sind sportspezifisch. Das Miteinander im Team, der Umgang mit Ärger sowie die Einstellung zum Gewinnen und Verlieren sind für Sportlerinnen und Sportler ganz alltägliche Erfahrungen, die auch durch das Programm Fairplayer.Sport problemlos zu transportieren waren.

Ergebnisbewertung
(überwiegend) positiv
Evaluationsniveau und Beweiskraft
3 Sterne, schwache Beweiskraft
Zeit bis zu erwartbaren Auswirkungen auf Risiko- bzw. Schutzfaktoren

Programmumsetzung

erforderliche Kooperationen

Fairplayer.Sport.Teamerinnen und Teamer

Unterstützung bei der Umsetzung

Kurzsteckbrief der Antworten des Programmanbietenden auf eine Umfrage des Landespräventionsrates Niedersachsen.

Programm probiert in
Berliner Fußballclubs (z.B. F.C. Stern Marienfelde 1912 e.V., S.C. Minerva 1893)
Programm aufgenommen in anderen Datenbanken, best-practice-Listen o.ä.

Suchzugänge


Das Programm wurde am 29.08.2011 in die Datenbank eingestellt
und zuletzt am 17.01.2024 geändert.


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