Hansen et al. 2015:
Die Praktikabilität von „Eigenständig werden 5+6“ wurde anhand einer Teilnehmer-Zufriedenheitsmessung erhoben. Dabei wurden die Lehrkräfte, die das Programm über zwei Jahre in den 5. und 6. Klassen durchgeführt haben, befragt. Für die 5. Klassenstufen lagen Daten von 71 Lehrkräften aus 22 Schulen vor (Durchschnittsalter = 43,1 Jahre, Männlich = 31,0 %). Von diesen haben insgesamt 67 Lehrkräfte das Programm im Folgenden 6. Schuljahr fortgeführt. Es handelt sich um Lehrkräfte unterschiedlicher Schularten (32,4 % Gymnasium). Die Daten wurden anhand von Prozessevaluationsbögen und Lehrkraftfragebögen erhoben. Die Mehrzahl der Lehrkräfte gaben an, dass sich die Arbeitsatmosphäre im Unterricht verbessert hat sowie ein fairer und respektvoller Umgang der Schülerinnen und Schüler untereinander gefördert wurde. Etwa zwei Drittel der Lehrkräfte waren der Auffassung, dass die Teilnahme das Gemeinschaftsgefühl und den Umgang der Schülerinnen und Schüler mit Konflikten und Problemen verbessert hat. Mehr als die Hälfte waren der Ansicht, dass das Programm die ablehnende Haltung gegenüber Rauchen und Alkohol gefördert hat.
Isensee et al. 2014:
Um die Wirksamkeit von „Eigenständig werden 5 + 6“ zu ermitteln, wurde eine cluster-randomisierte Kontrollgruppenstudie mit einem Follow-up nach 6 Monaten durchgeführt. 26 Schulen wurden zufällig der Interventionsgruppe zugeordnet und 22 Schulen der Kontrollgruppe. In die Auswertung wurden Daten von 2.513 Schülerinnen und Schülern der Klassestufe 5 und 6 (1.179 in der Interventions- und 1.334 in der Kontrollgruppe) einbezogen. Zur Messung von verschiedenen Parameter zum Rauchen wurden selbst auszufüllende anonyme Fragebögen sowohl für Schülerinnen und Schülern als auch für die Lehrkräfte verwendet. Die Befragung fand vor der Durchführung der Intervention und 6 Monate nach der Intervention statt. Untersucht wurden, ob die Schülerinnen und Schüler jemals geraucht haben und ob sie aktuell zum Befragungszeitpunkt rauchen, die Häufigkeit des Rauchens bei Nie-Rauchern, rauchbezogenes Wissen und Einstellungen, wahrgenommene Normen des Rauchens sowie die Selbstwirksamkeit, Zigarettenangebote abzulehnen. 6 Monate nach Abschluss des Programms zeigten die Schülerinnen und Schüler der Interventionsklassen signifikant niedrigere Raten für die Outcomes, ob sie jemals geraucht haben und ob sie aktuell zum Befragungszeitpunkt rauchen, eine höhere Zunahme des rauchbezogenen Wissens und eine größere Veränderung der Einstellung zu einer kritischeren Wahrnehmung der Risiken und Nachteile des Rauchens. Keine Gruppenunterschiede wurden gefunden für das aktuelle Rauchen, wahrgenommene Normen des Rauchens und für die Selbstwirksamkeit, Zigarettenangebote abzulehnen.
Maruska et al. 2010:
Um die Wirksamkeit von „Eigenständig werden 1-4“ zu ermitteln, wurde ein Quasi-Experiment mit Prä-Post-Messung ohne Follow-up durchgeführt. Es wurden 50 selbst-selegierte (von 150 zufällig ausgewählten und angeschriebenen) Grundschulen in Sachsen einbezogen (mit 333 Schülerinnen und Schülern in der ursprünglich nach Zufall auf Schulebene gebildeten Interventionsgruppe, 586 in der Kontrollgruppe). Bei der Befragung der Lehrkräfte zum Verhalten der Schülerinnen und Schüler zeigten sich signifikante Unterschiede in der Häufigkeit von Verhaltensauffälligkeiten, aber nicht bei der Entwicklung von Lebenskompetenzen.
Für die Einstufung in der Grünen Liste Prävention wird die Studie mit dem höchsten Evaluationsniveau zugrunde gelegt. Die Studie von Maruska et al. (2010) entspricht Stufe 2 der Grünen Liste Prävention, die von Hansen et al. (2015) entspricht Stufe 1. Die Studie von Isensee et al. (2014) weist zwar generell das höchste Evidenzniveau auf (Stufe 3), beschreibt allerdings nur die Auswirkungen auf das Rauchen, nicht auf den Alkoholkonsum. Da ein zentrales Outcome des Programms nicht dargestellt wird, führt dies zu einer Abwertung der Beweiskraft der Studie und „Eigenständig werden“ bleibt weiterhin der Stufe 2 zugeordnet.