Landespräventionsrat Niedersachsen
CTC - communities that care

Risikofaktorenmatrix

Die Matrix zeigt den Zusammenhang zwischen Risikofaktoren und Problemverhalten bei Jugendlichen und bildet den derzeitigen Stand der Forschungsergebnisse ab. Jedes angekreuzte Kästchen bedeutet, dass dieser Zusammenhang in mindestens zwei wissenschaftlichen Längsschnitt-Studien nachgewiesen wurde.

Für eine Erläuterung mit dem Cursor bitte auf den jeweiligen Faktor gehen.

 Risikofaktoren

Problemverhalten von Jugendlichen

  FAMILIE

  Geschichte des Problemverhaltens in der Familie

Wenn Kinder in einer Familie aufwachsen, in der ein Elternteil oder ein Geschwisterteil alkohol- oder drogenabhängig ist oder war, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass auch sie später Alkohol- oder Drogenprobleme bekommen (Goodwin 1985; Cloninger et al., 1985; Johnson et al., 1984; Brook et al., 1990). Wenn Kinder in einer Familie mit krimineller Vergangenheit geboren werden und aufwachsen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie selbst kriminelles Verhalten entwickeln (Bohman, 1978; Farrington, 1989). Kinder minderjähriger Mütter sind stärker gefährdet, ebenfalls in minderjährigem Alter Eltern zu werden. Kinder, deren Eltern die Schule abgebrochen haben, erbringen eher schlechte Leistungen in der Schule (Slavin, 1990).

 
 
 
 
 
 

  Probleme mit dem Familienmanagement

Der Risikofaktor „Probleme mit dem Familienmanagement“ schließt ein, dass Eltern kein klares Bild von dem Verhalten haben, das sie sich von ihren Kindern wünschen, dass Eltern ihre Kinder ungenügend beaufsichtigen und betreuen (nicht wissen, wo ihre Kinder sind und mit wem) und dass Eltern ihre Kinder exzessiv oder inkonsequent bestrafen. Wenn Kinder in Familien aufwachsen, die schlecht gemanagt werden, sind sie stärker gefährdet, eines der im Rahmen von CTC behandelten Problemverhaltensweisen zu entwickeln (Patterson & Dishion, 1985; Farrington, 1989, 1991; Kandel & Andrews, 1987; Peterson et al., 1994; Thornberry, 1994, Brook et al., 1990; Sampson 1986; Hawkins, Arthur & Catalano, 1995).

 
 
 
 
 
 

  Konflikte in der Familie

Ständige und große Konflikte zwischen den Eltern untereinander oder zwischen den Eltern und ihren Kindern erhöhen das Risiko von Problemen für die Kinder. So erhöht die Erfahrung von häuslicher Gewalt bei Kindern die Wahrscheinlichkeit, dass diese zukünftig selber gewalttätiges Verhalten entwickeln können (Loeber & Dishion 1984). Konflikte zwischen Familienmitgliedern sind von größerem Einfluss als die Familienstruktur (Brook et al., 1990; Sampson 1986). Egal, ob die Familie von zwei leiblichen Elternteilen geführt wird oder von einem Elternteil oder von anderen Versorgenden: Kinder aus sehr konfliktreichen Familien sind stärker gefährdet, eines der im Rahmen von CTC behandelten Problemverhaltensweisen zu entwickeln (Rutter & Giller, 1983).

 
 
 
 
 
 

  Zustimmende Haltungen der Eltern zu Problemverhalten

Die Einstellung und das Verhalten von Eltern in Bezug auf Drogen, Kriminalität und Gewalt beeinflussen die Einstellung und das Verhalten ihrer Kinder (Brook et al., 1990; Kandel, Kessler & Maguiles, 1987; Hansen, Graham, Shelton, Flay & Johnson, 1987). Kinder von Eltern, die Gesetzesübertretungen gutheißen oder verharmlosen, sind stärker gefährdet Probleme mit Jugendkriminalität zu bekommen (Hawkins & Weis 1985). Kinder, deren Eltern an gewalttätigem Verhalten zu Hause oder anderswo beteiligt sind, sind stärker gefährdet, selbst gewalttätiges Verhalten zu entwickeln. Kinder, deren Eltern Drogen konsumieren, viel Alkohol trinken oder Drogenkonsum bei ihren eigenen Kindern tolerieren, bekommen in ihrer Pubertät häufiger Suchtprobleme. Das Risiko wird noch verstärkt, wenn Eltern ihre Kinder in ihr eigenes Drogen- oder Alkoholverhalten einbeziehen – Wenn sie zum Beispiel ihre Kinder Bier aus dem Kühlschrank holen oder sich die Zigarette anzünden lassen (Ahmed, Bush, Davidson & Iannotti, 1984). Elterliche Zustimmung zu moderatem Trinken, selbst unter Aufsicht, erhöht das Risiko, dass Kinder Marihuana gebrauchen werden und Probleme mit Alkohol oder anderen Drogen bekommen. (Barnes & Welte, 1986; Brook et al., 1986; Johnson, Schnotz & Locke, 1984; Kandel & Andrews, 1987)

 
 
 

  SCHULE

  Frühes und anhaltendes unsoziales Verhalten

Vor allem Kinder zwischen 5 und 8 Jahren, die sich in der Schule aggressiv verhalten oder Probleme haben, ihre Impulse unter Kontrolle zu halten, sind später stärker gefährdet, Drogen zu konsumieren und kriminell oder gewalttätig zu werden (Loeber, 1988; Lerner & Vicary, 1984; American Psychological Association, 1993). Wenn sich ein Junge in diesem Alter unsozial verhält und sich zurückzieht oder verschließt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Problemen in der Pubertät zusätzlich. Dies gilt auch für aggressives Verhalten in Verbindung mit Hyperaktivität oder Konzentrationsschwächen (Kellam & Brown, 1982). Der Risikofaktor enthält auch anhaltendes unsoziales Verhalten in der frühen Adoleszenz, wie zum Beispiel Fehlverhalten in der Schule, Schwänzen oder Prügeln mit anderen Kindern. Sowohl Jungs, als auch Mädchen, die dieses Verhalten in der frühen Adoleszenz zeigen, unterliegen einem erhöhten Risiko später alle behandelten Problemverhalten zu entwickeln. (Farrington, 1989; Moffitt, 1993; Hawkins et al., 1998; Loeber & Stouthamer-Loeber, 1998; Gottfredson, 2001)

 
 
 
 
 
 

  Lernrückstände beginnend in der Grundschule

Schlechte Schulleistungen ab den letzten Jahren der Grundschule weisen auf eine erhöhte Wahrscheinlichkeit der Entwicklung eines Problemverhaltens hin. Kinder können aus verschiedenen Gründen schlechte Leistungen erbringen, aber ungeachtet der Ursache ist die Erfahrung des Versagens bestimmend für eine erhöhte Wahrscheinlichkeit der Entwicklung eines Problemverhaltens (Jessor, 1976; Farrington, 1991, 1989; Najaka, Gottfredson & Wilson, 2001; Maguin & Loeber, 1996; Farrington, 1989; Gottfredson, 2001).

 
 
 
 
 
 

  Fehlende Bindung zur Schule

Fehlende Bindung zur Schule bedeutet, dass die Schule keinen zentralen Stellenwert im Leben eines Kindes mehr einnimmt. Jugendliche, die diesen Bezugspunkt verloren haben, sind stärker gefährdet, ein Problemverhalten zu entwickeln (Gottfredson, 1988; Johnston 1991; Najaka et.al., 2001; Gottfredson, 2001; Jessor & Jessor, 1977).
Eine schlechte Organisation der Schule erhöht die Wahrscheinlichkeit von Problemen für Schüler in der Grundschule und im weiterführenden Unterricht. Wenn mehrere Probleme zusammenkommen – etwa schlechtes Management und didaktische Mängel, häufige Bestrafungen, fehlende Wertschätzung für die Schüler und eine schwache Führung vonseiten des Rektorats oder der Schulverwaltung – erhöht sich die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung eines Problemverhaltens zusätzlich.

 
 
 
 
 

  KINDER UND JUGENDLICHE

  Entfremdung und Auflehnung

Jugendliche, die nicht das Gefühl haben, ein Teil der Gesellschaft zu sein, sich nicht an gängige Regeln halten, nicht versuchen, verantwortungsvoll und erfolgreich zu sein oder die eine aktiv auflehnende Haltung gegenüber der Gesellschaft einnehmen, sind stärker gefährdet die Problemverhaltensweisen Drogenkonsum, Kriminalität und Schulabbruch zu entwickeln (Jessor & Jessor, 1977; Kandel, 1982; Bachman, Lloyd & O’Malley, 1981; Shedler & Block, 1990; Robins 1980). Entfremdung und Auflehnung sind vor allem bei jungen Migranten ein großes Risiko. Jugendliche, die ständig diskriminiert werden, können sich in Reaktion darauf aus der dominanten Kultur zurückziehen und sich dagegen auflehnen. Viele Kulturen machen durch die Integration große Veränderungen durch. Widersprüchliche Emotionen zur Familie und Freunde, die außerhalb der eigenen Kultur arbeiten, Freundschaften schließen oder heiraten, können die Entwicklung eines klar positiven ethnischen Selbstverständnisses von Jugendlichen stören.

 
 
 

  Umgang mit Freunden, die Problemverhalten zeigen

Jugendliche, die Umgang mit Altersgenossen pflegen, die ein Problemverhalten zeigen, sind stärker gefährdet, dieselben Probleme zu entwickeln (Barnes & Welte, 1986; Farrington; 1991; Cairns, Cairns, Neckerman, Gest & Gairepy, 1988; Elliott et al., 1989). Dies ist einer der konstantesten in Studien nachgewiesenen Risikofaktoren. Sogar Jugendliche aus harmonischen Familien, die sonst keinen Risikofaktoren ausgesetzt sind, sind viel stärker gefährdet, ein Problemverhalten zu entwickeln, wenn sie ihre Zeit mit Freunden verbringen, die ein Problemverhalten zeigen ( Newcomb & Bentler, 1986; Brook et al., 1990; Kandel & Andrews, 1987; Hansen et al., 1987).

 
 
 
 
 

  Haltungen, die Problemverhalten fördern

In der Grundschule sind Kinder oft gegen Drogen und Kriminalität und können sie sich nicht gut vorstellen, warum Menschen Drogen konsumieren, straffällig werden oder die Schule abbrechen. Mit den Jahren kann sich ihre Einstellung ändern. Wenn sie Teenager kennen oder Freunde haben, die Drogen konsumieren, sich an Vandalismus beteiligen oder Landediebstähle begehen, sind manche Kinder schneller bereit, dieses Verhalten zu akzeptieren. Diese positive Einstellung sorgt dafür, dass auch sie selbst sich eher an Problemverhalten beteiligen (Kandel et al., 1978; Huesmann & Eron, 1986; Krosnick & Judd, 1982; Gottfredson, 2001).

 
 
 
 

  Früher Beginn des Problemverhaltens

Je früher Jugendliche das Interesse an der Schule verlieren, Drogen konsumieren, Straftaten begehen und sexuell aktiv werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie später Probleme mit diesem Verhalten bekommen (Elliott et al., 1986). Aggressives Verhalten im Alter von 4-8 bedingt späteres gewaltsames Verhalten (Nagin & Tremblay, 1999) und Schulschwänzen in der Grundschule späteren Schulabbruch. Auch haben Studien nachgewiesen, dass Jugendliche, die vor ihrem 15. Geburtstag Drogen konsumieren, doppelt so häufig süchtig werden, wie Jugendliche, die erst nach ihrem 19. Geburtstag beginnen, mit Drogen zu experimentieren (Robins & Przybeck, 1985, Rachal et al., 1982; Kandel 1982; Gottfredson 2001).

 
 
 
 
 
 

  Anlagebedingte Faktoren

Angeborene Abweichungen sind Faktoren, die einen biologischen oder physiologischen Ursprung haben (Hawkins & Lam, 1987). Diese Faktoren kommen häufig bei Jugendlichen vor, die Sensationen suchen, Gefahren nicht aus dem Weg gehen und ihre Impulse schlecht unter Kontrolle halten können. Durch diese Faktoren kommt es bei diesen Jugendlichen häufiger zum Drogenkonsum und zu kriminellem und gewalttätigem Verhalten (Lerner & Vicary, 1984; Shedler & Block, 1990; Farrington, 1989; Gottfredson, 2001).

 
 
 
 

  NACHBARSCHAFT / GEBIET

  Verfügbarkeit von Drogen

Je mehr Drogen und Alkohol innerhalb eines Gebiets verfügbar sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass in diesem Gebiet Drogen konsumiert werden (Gorsuch & Butler, 1976). Wenn bekannt ist, dass Drogen erhältlich sind, ist dies auch ein Risikofaktor. In Schulen, in denen Kinder glauben, dass Drogen erhältlich sind, werden mehr Drogen konsumiert (Gottfredson, 1988).

 
 

  Verfügbarkeit von Waffen

Die bundesdeutsche Gesetzgebung reguliert den Besitz von Schusswaffen im Vergleich zu den USA stark. Deshalb sind der Besitz und die Verfügbarkeit von Schusswaffen in Deutschland deutlich geringer. In Deutschland geht es bei diesem Risikofaktor deshalb vor allem um den Besitz und das Tragen von Waffen wie Messern. Dieser Risikofaktor kann zu Gewalt führen.
Aus amerikanischen Studien geht hervor, dass die Verfügbarkeit von Schusswaffen und die Anzahl Todesfälle durch Schusswaffengebrauch seit Ende der Fünfzigerjahre zugenommen haben. Wenn zu Hause eine Schusswaffe vorhanden ist, wird diese Waffe eher gegen ein Familienmitglied oder einen Freund gerichtet als gegen einen Einbrecher oder Außenstehenden. Auch wenn wenige Studien dieser Ansicht wiedersprechen, wurde in weitaus mehr Studien ein Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit von Schusswaffen und Gewalt nachgewiesen (Reiss & Roth, 1993). Die Verfügbarkeit von Schusswaffen wird als Risikofaktor betrachtet, weil Schusswaffen lebensbedrohend sind, weil sich bei Vorhandensein einer Schusswaffe die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation und eines Mordes erhöht und weil ein klarer Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit von Schusswaffen und der Mordrate besteht (Alexander, Massey, Gibbs, Altekruse, 1985; Kellerman, Rivara, Rushforth et al., 1993; Wintenute, 1987; Fingerhut, Kleinman, Geodrey & Rosenberg, 1991).

 
 

  Normen, die Problemverhalten fördern

Über Normen innerhalb eines Gebiets, bestehende Haltungen und Politik gegenüber Drogen, Gewalt und Kriminalität wird sehr unterschiedlich kommuniziert: durch Gesetze und Veröffentlichungen, durch informelle soziale Interaktion und durch eine Erwartungshaltung, die Eltern und andere Bewohner eines Gebiets gegenüber Jugendlichen einnehmen. Jugendliche sind stärker gefährdet, wenn Normen in einem Gebiet den Drogenkonsum, Gewalt oder Kriminalität fördern oder wenn auch nur Unklarheit darüber besteht (Sampson, 1986; Holder & Blose, 1987; Brook et al., 1990). Widersprüchliche Botschaften im Zusammenhang mit Alkohol können etwa darin bestehen, dass einerseits der Alkoholkonsum als soziale Gewohnheit in einer Nachbarschaft gilt und bei Straßenfesten von den Bewohnern und auch von den Jugendlichen oft sehr viel getrunken wird, während von Behörden, der Schule und auch vielen Eltern der Alkoholkonsum gleichzeitig verpönt wird. Durch diesen Gegensatz wissen Kinder oft nicht, an welche Norm sie sich halten sollen.
Ein Beispiel dafür, wie Gesetze den Alkohol und Drogenmissbrauch beeinflussen können, ist eine höhere Besteuerung von alkoholhaltigen Getränken. Höhere Steuern vermindern den Alkoholkonsum (Levy & Shelfin 1985, Cook & Tauchen, 1982).
Gesetze, die den Verkauf von Feuerwaffen regulieren sollten, hatten bisher nur einen kleinen Einfluss auf Gewaltverbrechen und nach ein paar Jahren verschwinden diese Effekte üblicherweise komplett. Eine Reihe von Studien vermutet, dass dieser verschwindend kleine Effekt maßgeblich auf zwei Faktoren beruht: Die weiterhin gegebene Verfügbarkeit von Feuerwaffen bei anderen Jurisdiktionen und die mangelhafte Kontrolle und Durchsetzung der Gesetze. (Reiss & Roth, 1993)

 
 
 

  Gewalt in den Medien

Die Wirkung von Gewalt in den Medien auf das Verhalten der (vor allem jungen) Zuschauer ist schon seit langem Gegenstand von Diskussionen. Es gibt Hinweise darauf, dass Gewalt in den Medien einen Einfluss auf die Akzeptanz und Verwendung von Gewalt haben kann. Seit Jahrzehnten liegen Studien vor, die aufzeigen, dass sowohl ein kurz- wie auch ein langfristiger Zusammenhang zwischen Gewalt in den Medien und der Entwicklung von aggressivem und gewalttätigem Verhalten bei Kindern besteht. Gewalt in den Medien kann Kinder auf verschiedene Arten beeinflussen. Erstens erlernen sie auf diese Weise gewalttätiges Verhalten und das Lösen von Problemen mit Gewalt. Zweitens verändert Gewalt in den Medien die Einstellung gegenüber und die Akzeptanz von Gewalt (Eron & Huesman, 1987; National Research Council, 1993, Huesman & Miller).

 

  Fluktuation und Mobilität/ Häufiges Umziehen

Bewohner von Gebieten, die ein hohes Maß an Fluktuation und Mobilität aufweisen, sind stärker gefährdet, Drogen- oder Kriminalitätsprobleme zu entwickeln. Je mehr Menschen innerhalb eines Gebiets umziehen, desto größer ist statistisch die Kriminalitäts- und Drogenrate (Farrington, 1991; Sampson 1986; Sampson & Lauritsen 1994). Sogar Schulwechsel können zu Problemverhalten führen. Drogenkonsum, Schulabbruch und unsoziales Verhalten nehmen deutlich zu, wenn Kinder von der Grundschule in eine weiterführende Schule oder von dort in eine Hochschule übertreten (Gottfredson, 1988).

 
 
 
 

  Wenig Bindung in der Nachbarschaft und
   Desorganisation in einem Gebiet

Gebiete, deren Bewohner sich ihrer Nachbarschaft nicht verbunden fühlen, die hohe Raten an Vandalismus aufweisen und wo öffentliche Orte wenig überwacht werden, haben oft mehr Probleme mit Drogen, Drogenhandel, Kriminalität und Gewalt. Dies gilt nicht nur für einkommensarme Gebiete, auch wohlhabendere Gegenden können derartige Probleme bekommen. (Murray 1993; Wilson & Herstein, 1985). Die Verbundenheit mit dem Gebiet und der Nachbarschaft wird vielleicht am stärksten vom Gefühl der Bewohner bestimmt, dass sie selbst etwas in ihrem Leben verändern können. Wenn Schlüsselpersonen in einem Gebiet wie Lehrer, Ladenbesitzer, Polizisten, Sozialarbeiter und Mitarbeiter von Hilfs- und Sozialeinrichtungen alle außerhalb des Gebiets wohnen, wird das Gefühl der Verbundenheit unter den Bewohnern geringer sein. Geringe Wahlbeteiligung und wenig Engagement von Eltern für die Schulen sind auch Indikatoren für eine geringe Verbundenheit mit dem Gebiet. Fehlende Strukturen in einem Gebiet erschweren es Schulen, Familien, Moscheen, Kirchen, usw., soziale Werte und Normen zu verbreiten (Herting & Guest, 1985; Sampson, 1986, 1997; Sampson & Lauritsen, 1994; Gottfredson 2001).

 
 
 

  Hochgradige soziale und räumliche Ausgrenzung

Kinder, die in Gebieten aufwachsen, in denen Armut, schlechte Lebensbedingungen und hohe Arbeitslosigkeit herrschen, sind in ihrer Pubertät und im späteren Erwachsenenalter stärker gefährdet, Probleme zu entwickeln (Bursik & Webb, 1982; Farrington et al., 1990). Kinder, die in solchen Gebieten wohnen und in einem frühen Stadium Verhaltens- und Anpassungsprobleme bekommen, sind auch stärker gefährdet, Drogenprobleme zu bekommen (Robins & Ratcliff, 1979, Sampson, 1986; Sampson & Lauritsen 1994; Farrington, 1994; Elliot et al., 1989).

 
 
 
 
 
© SAMHSA/NIZW Der Zusammenhang zwischen Risikofaktoren und Problemverhalten bei Jugendlichen 2008
   Jeder Haken bedeutet, dass mindestens zwei wissenschaftliche Längsschnittstudien den Zusammenhang bestätigen.